Adolf Weber

Aargauer Künstler im Kunsthaus Aarau

(Aargauer Tagblatt, 17.12.1959)
 
(...) Eine der Schweizer Nationaltugenden ist der Hang zum Kleinen. Gar manchen Künstler hat sie nicht nur zum Kleinmeister, sondern zum Kleinen unter Meistern gemacht. Grosses Format - Beweise sind da - ist nicht alles. Aber es ist oft etwas. Manche unserer ausgezogenen Baudenkmäler hätten weltweiten Klang, wären sie nicht zwerghaft. Grosses Format zwingt zu grosszügiger Konzeption, und die ist einem Maler, der in kleinteiliger, das Detail pflegenden Umgebung lebt, förderlich.
Adolf Weber zum Beispiel hat dies begriffen. Seine "Winternacht" ist kühl, einseitig und bedarf der Glut einer künstlerischen Phantasie, um der Anforderung eines universal ausgerichteten Gemüts standzuhalten, aber seine Vision ist einleuchtend und originell. Der "Akt" ist ein Glanzstück der Ausstellung. Wie wohltuend anregend Kontraste wirken, zeigt hier der mit einem so kostbaren Rot verhätschelte Tisch; man hätte so sprühende Farbe gerne einem noch tragenden Element, am liebsten der Figur mit ihrem Tuch, gegönnt, die, forscher ausgesprochen, aus dem Interieur mit Akt einen Akt mit Interieur machen würde. Weber kommt auch im Obergeschoss noch ausgiebig zu Wort. "Der Winter am See" ist ausgelesen. Kühn und vital die "Landschaft am Moos". Hier ist nicht nur Erde, hier ist eine grosse Künstlerseele im Aufbruch. (...)
F.Buhofer