Adolf Weber

Adolf Weber, Maler, Wynental

(Ausstellungskatalog, Kunsthaus Aarau, 1998, S.5) 

 
Adolf Weber muss ein von der Malerei besessener Mensch gewesen sein, der in der Malerei seine Heimat suchte und auch fand, der in der Malerei aufging und mit ihr ebenso glücklich wurde, wie er an ihr zeitweilig fast und zuletzt vielleicht auch ganz verzweifelte. Mit Ausnahme jener Bilder, die auf den zahlreichen Reisen entstanden sind, ist seine Malerei meist aus seiner tatsächlichen Lebenswelt, aus der engen Heimat des Wynentals, angeregt worden. Die Erwähnung ist etwas zu erläutern: Sie sagt, dass der Maler eine Bildwürdigkeit auch im unscheinbaren Sujet entdeckte und dass ihm die eigene Umgebung, die Landschaft im weiteren wie - mit dem Garten um sein Haus - im engeren Sinne, als Anlass für eine Farbenfeier auf der Leinwand mehr als genügte. Die Schönheit der engen eigenen Umgebung suchte er in ihrem ganzen Reichtum habhaft zu werden, ihr widmete er seine Kunst; und er versuchte, alles festzuhalten, manchmal quasi als Chronist, dessen Bilder auch von den Veränderungen der Um-Welt berichten können.

Die Welt des Wynentals, die Welt: das Wynental, und Adolf Weber, der Maler des Wynentals: Die nicht unberechtigte Begriffsverknüpfung ist mit schuld daran, dass die Leistung dieses Malers oft nicht adäquat zur Kenntnis genommen wurde: weder von jenen, die ihn seiner Bilder mit ihren unprätentiösen Sujets aus der angeblich heilen kleinen Welt wegen fälschlich zuerst als Heimatmaler schätzen und bei denen er als Maler des Wynentals beinahe populär wurde, noch von jenen, denen der enge Ruf, der ihm anhaftete, eine unvoreingenommene Sicht auf die originäre Qualität seiner souveränen Malerei verstellte: den freien Blick auf eine anspruchsvolle Malerei, die, ohne epigonal zu sein, der besten Tradition der Malerei überhaupt alles verdankt, mit welcher, andererseits, der Maler die Geschichte der Malerei um ein schönes Kapitel fortschrieb. So muss es unserer Ausstellung und dieser Publikation auch darum gehen, einen Maler, den man zu kennen meint, einer unvoreingenommenen Sicht neu zur Diskussion zu stellen. Die erstmalige Präsentation der Objekte, die dem Künstler wichtig waren, möge dabei mithelfen, das allzu enge Bild, das sich das Publikum von Adolf Weber, dem Maler des Wynentals, gemacht hat, zu revidieren.
Beat Wismer